Vor runden Geburtstagen werden Menschen radikaler. Sie trainieren für Marathons, springen Fallschirm aus Flugzeugen, entrümpeln ihre Wohnungen. Trennen sich, ziehen Bilanz. Das alles hat Franziska Günther getan – und außerdem kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag ihr erstes Solo-Album aufgenommen. Nicht als spontane Sinnkrise, sondern als natürlicher Meilenstein nach jahrelangem Musikmachen.
Aufenthalt in Island
Davon leben zu wollen war ihr bisher zu waghalsig. Bis sie eine Wintertour in Island machte. Sie hatte sich vor ihrem Konzert in Reykjavík für ein paar Tage in ein kleines Fischerdorf in den Westfjorden zum Songwriting zurückgezogen. Als plötzlich bei bestem Sonnenschein ein Sturm angekündigt wurde. Flüge würden für einige Tage unmöglich sein. Statt nervös zu werden, war Franziska tief beeindruckt von der gelassenen Zuversicht der Einheimischen. Und zwar dass sich immer für alles ein Weg finden würde.
Und so beschloss sie im letzten Flieger vor dem Unwetter, Musik zum Beruf zu machen. Das würde schon werden. Nach einer beflügelnden Tour begann sie zurück im frühlingshaften Berlin prompt mit den Aufnahmen. Ihr gleichnamiges Erstlingswerk hat Franziska Günther in Eigenregie produziert. Und im legendären Teldex Studio von Surrealis Sounds mischen und mastern lassen.
Lebensbejahender Singer-Songwriter-Folk
Die puristischen Songs mit kraftvoll geerdetem Gesang, klugen und bildreichen Texten und grooviger Akustikgitarre faszinieren mit einer Intimität. Als hätte sich die Musikerin zu ihrem Zuhörer ins Wohnzimmer gesellt, um bei Rotwein und Zimttee Geschichten zu erzählen.
Ihre Lieder leben von Erfahrungen, Fragen und Beobachtungen einer Endzwanzigjährigen. Pendeln zwischen Abenteuerlust und Sesshaftigkeit. Berichten humorvoll und nachdenklich von Zwischenmenschlichem, kakaotrinkenden Krokodilen und Altersheimen. Großstadtleben, Buddha und Zeitmaschinen. Ein lebensbejahender Singer-Songwriter-Folk, rastlos und doch wunderbar entschleunigt. Weitere Infos gibt es hier.